Long COVID Selbsthilfe

Themen

Neurologe Michael Stingl – Systematische Konzepte zur Betreuung von Menschen mit #LongCovid

In der letzten Zeit war ich mit dem Thema #LongCovid überraschend oft in den Medien, irgendwie immer als jemand, der was fordert. Ich hätte aber auch ein paar konkrete Vorschläge.



Es ist mir unverständlich, warum wir nach wie vor kein systematisches Konzept zur Betreuung von Menschen mit #LongCovid haben. Mir ist klar, dass es unter anderem an unterschiedlichen Zuständigkeiten scheitert.

Der niedergelassene, primärversorgende Bereich muss intensiv über Post Exertional Malaise und die Abgrenzung zu “normaler” Fatigue geschult werden. Bei #PEM ist nämlich #Pacing das Mittel der Wahl.

Weiters *muss* bei allen Betroffenen ein Schellong-Test gemacht werden (bzw. können den die Leute auch zu Hause machen!). #POTS oder orthostatische Hypotension müssen abgeklärt und bei Vorhandensein behandelt werden. Wenn auch Wissen um #MCAS da wäre, noch besser.

Nicht alle Betroffenen werden medizinische Hilfe brauchen, das Spektrum der Symptomschwere ist groß. Internistische, lungenfachärztliche, etc Abklärung ist wichtig, oft aber ergebnislos. Viele Betroffene haben letztendlich ein “typisches” postvirales Syndrom.

Bei vielen Betroffenen ist hoffentlich – vor allem dann, wenn frühzeitig mit Pacing begonnen wird – analog zu anderen postviralen Syndromen mit einer Besserung über die Zeit zu rechnen. Das kann durchaus mehrere Monate dauern.

Diese Zeit muss ihnen aber gegeben werden. Zu frühe Überbelastung ist kontraproduktiv. Danke an @a_huss1 und die #ÖGK, dass eine Verlängerung der Krankenstände zuletzt deutlich besser geklappt hat als zu Beginn der Pandemie!

Man braucht Möglichkeiten wie die Wiedereingliederungsteilzeit, die immer mehr zum Einsatz kommt. Dazu müssen Arbeitgeber über die Bedürfnisse von Menschen mit Long Covid informiert werden, wie vermehrte Pausen oder Möglichkeit zu Home Office.

Es ist wichtig, den richtigen Zeitpunkt für eine Rehabilitation zu finden. Das hängt oft sehr von der aktuellen Leistungsgrenze ab. Zu frühe Überaktivierung kann maximal Kontraproduktiv sein. Glücklicherweise hat sich hier in den Rehazentren sehr viel getan!

Es gibt aber auch viele, wo es nicht oder nicht ausreichend besser wird und wo dann #MECFS entsteht. Für diese Menschen brauchen wir systematische, spezialisierte Anlaufstellen mit ausreichend personellen und zeitlichen Ressourcen. Auch zur Forschung.

Und darüber hinaus brauchen diese Menschen finanzielle Absicherung. Die #PVA muss hier schleunigst ihr sehr spezielles Bild von Arbeitsfähigkeit überdenken. Pro-Tipp: es hilft nicht der Genesung, wenn Belastung durch Existenzangst und Gerichtsverfahren dazu kommt.

Viel davon gibt es (teilweise) schon, bei vielem müsste aber endlich von oben agiert werden, vor allem bei spezialisierten Ambulanzen und der Absicherung. Man könnte dann hoffentlich viel unnötige Chronifizierung von Long Covid zu ME/CFS verhindern.